Wiener Zeitung

Wien, 08-03-2013

Nach einem ersten Blick war die CD eigentlich schon bei den Popkollegen abgegeben. Zu viele Nummern für ein Jazzalbum, zu viele Fotos von einer Sängerin, und überhaupt: Macht Universal noch Jazz?

Im Ausnahmefall offenbar schon. Hinter Lia Pales Debütalbum steht niemand andrer als, Überraschung, mathias rüegg: Der Ex-Vorstand des aufgelösten Vienna Art Orchestra hat zwölf Lieder von Schuberts “Winterreise” neu arrangiert. Eine Direktübertragung des düsteren Werks in den Jazz ist das jedoch nicht: „shoE“, so Rüeggs Deckname, kopiert vor allem melodisch, der Text aber ist nun englisch, die Gangart beschwingt, doch geschliffen, die Stimmung aufgehellt. Insgesamt eher eine “Frühlingsreise” für Jazzquintett, die – weil in sich stimmig – durchaus verzückt. Nicht zuletzt dank Pales süßsaurer Stimme, perlenden Klavierläufen und Harry Sokals Saxofon.