Wien, 04-2013
Schubidubidu
Die Sängerin Lia Pale singt Franz Schuberts Winterreise – kongenial eingejazzt von Mathias Rüegg.
Der Überraschungseffekt ist gewollt: Legt man Lia Pales GONE TOO FAR in den CD-Player hat man sofort das Gefühl, man kenne die Melodien. Allein – so hat man sie noch nie gehört. Und der englische Text kommt einem auch so bekannt vor, wenngleich … Die Sekunden, bis man erkennt, dass man Franz Schuberts „Winterreise“ – textlich angliziert und musikalisch verjazzt – lauscht, sind ein gar köstliches Quiz. Denn das CD-Booklet gibt das Geheimnis nicht sofort preis. Da wird nämlich behauptet, die Musi würde von „berT“ stammen und sein von „shoE“ arrangiert worden, während die Texte von einem gewissen „Will milleR“ (also Wilhelm Müller) geschrieben seien. Wir wollen den Machern der CD den Spaß gönnen, denn das Ergebnis ist eine elegante und anregende Übersetzung Schuberts in klassische Jazzarrangements. Mathias Rüegg, der langjährige Chef des Vienna Art Orchestras, hat da alle Register seines Könnens gezogen. Nie klingt das langweilig, nie banal. Der Schubert’sche Melodienreichtum glänzt auch im coolen Jazzgewand. „Die Lieder von Schubert sind wirklich eine Vorwegnahme des Great American Songbook“, schrieb Rüegg in seinem Online-Tagebuch. Mit ihm am Klavier musizieren Fabian Rucker (Saxophon), Hans Strasser (Bass) und Ingrid Oberkanins (Percussion).
Die Stimme der jungen Sängerin Lia Pale – alias Julia Pallanch – ist nicht nur auf den ersten Anhieb sympathisch, sondern sie trägt auch die CD durch die Höhen und Tiefen des Klassik-Jazz-Universums. Sie schafft den Sprung von der musikalischen Spielerei zur ernstzunehmenden diskussionswürdigen Interpretation. Dieser heimischen Sängerin wollen wir noch auf vielen Reisen Gesellschaft leisten.