to blog or not to blog # 9, 5.11.2014

Von Über- und Unterdosen

Versuchen wir uns mal in die Psyche eines gesangsbegeisterten 14jährigen Mädchens - nennen wir es Anna aus NÖ - zu versetzen, das nicht aus einem künstlerischen Milieu kommt, allen zeitgeistigen Einflüssen ausgesetzt ist und versucht sich musikalisch zu orientieren. Im Moment gäbe es zwei Figuren, um die sie wohl kaum herumkommen würde. Einerseits eine "bärtige Frau", die den musikalisch gesehen wohl unnützesten Wettbewerb, den Songcontest mit einer einzigen Veröffentlichung ( Rise like a Phoenix) gewonnen und sich danach nicht mal die Mühe gemacht hat ein ganzes Album aufzunehmen. Stattdessen tingelt sie mehr oder weniger als Karaokesängerin mit den immer gleichen Songs von Cher und Céline Dion durch die Gegend. Das allerdings mit einer kaum zu überbietenden Medienpräsenz  - unterdessen bereits in einer gefährlichen Overkillnähe, die ihr sogar erlaubt, von profilierten politischen Organisationen eingeladen zu werden um dort mehr oder weniger nichts zu sagen. Selten wurde der Begriff Toleranz in letzter Zeit so missbraucht wie im Wirbel um das Duo Neuwirth/Wurst, wobei es dabei sowieso NIE um Musik ging. Und damit das nicht in die falsche Kehle gerät: als optisches Erscheinungsbild und Dekor in der Glamourwelt finde ich diese „Dame“ durchaus erfrischend! Sollte sich unsere Anna davon aber nicht wirklich angesprochen fühlen, dann gäbe es noch eine zweite "Erscheinung" - die einen durchaus an eine Marienerscheinung erinnern könnte, um die im Moment auch keiner in diesem Lande herum kommt: das musikalische Grauen ziert ein neues Gesicht, das von Petra Mayer, unterdessen Superstar bei der Großen Chance. Das gewiss naturbelassene, unverdorbene und sympathische Landei, das nicht wirklich zu verstehen scheint, was mit ihr passiert, wird von einer zynischen urbanen ORF-Crew zu einer absurden Ikone hochstilisiert. Wenn jemand wirklich wissen will, wie es da hinter den Kulissen zugeht, dann sollte er dazu Interviews mit Ex-und Niewieder!-Juror Bernard Paul, dem Leiter des Circus Roncalli zu Gemüte führen. http://kurier.at/menschen/im-gespraech/bernhard-paul-schadenfreude-schueren/84.883.574 Dabei handelt es sich bei Petra bloß um ein unbedarftes Mädchen vom Land, das nicht weiß, wie ihm geschieht. Seine Kühe liebt und zu beinahe hundert Prozent talentbefreit von allem Musischen wie singen, tanzen etc..ist.
Eigentlich müsste die Conclusio unserer Anna so lauten: "erstens muss ein Teil von mir "queer" werden und zweitens sollte ich mich mehr um Tiere kümmern". Vielleicht wendet Anna sich aber auch von den heimischen Gefilden ab und verschreibt ihr junge Seele Miley Cyrus. 

mathias rüegg

ps: es gäbe z.B. ja auch noch Elisabeth Kulmann..

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